Die Gemeinde Rondeshagen

 

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Die Kirche der Rondeshagener.........
 
 
"Maria-Magdalenen-Kirche" in Berkenthin...........
 
 
 
 
Berkenthiner Maria-Magdalenen-Kirche im März 2008 ..........
 

Die Kirche in Berkenthin wird in allen Rondeshagener Quellen immer wieder als die zuständige Kirche des Dorfes und Gutes benannt. Es gibt unzählige Querverweise auf den frühgotischen Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert mit seinen mittelalterlichen Wandmalereien, dem spätbarocken Altar, der Figur der Maria Magdalena aus dem 15.Jahrhundert, dem Baumstammkreuz aus dem 14.Jahrhundert. und dem Taufengel von 1734 als ein kunsthistorisches Kleinod. Als Jahr, an dem der evangelische Glaube in die Kirche einzog, gilt der Zeitraum zwischen 1530-1543. (Siehe auch den kleinen Ausflug in die Lauenburgische Kirchengeschichte).

Kirche nach 1967
Tauf-Engel aus dem Jahr 1734
Hochzeit

Das Jahr 1230 gilt als das Entstehungsjahr der Kirche, die auf monumentalen Feldsteinen gegründet ist. Allerdings erwähnt eine Quelle (Steuerliste) aus dem Jahr 1194 die Existenz einer Kirche in Berkenthin; das Kirchspiel Berkenthin wird kurz nach 1194 unter Bischof Isfried von Ratzeburg, 1180-1204, eingerichtet. 1230 wird es erstmals im Ratzeburger Zehntregister erwähnt.

 
Das Original-Siegel befindet sich in einer ständigen Ausstellung im Ratzeburger Dom
 
Das wächserne Amtssiegel von Bischof "Isfried der Heilige"
 

Der Chor entstand Mitte des 13. Jahrhunderts, das Langhaus gegen 1260, der wuchtige Kirchturm wohl ebenfalls noch im 13. Jahrhundert. Die Chroniken berichten von Blitzschlägen, die immer wieder einmal den Kirchturm zerstörten. Für Baufachleute macht es der Befund des Mauerwerks sehr wahrscheinlich, daß im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einmal Teile der Kirche zerstört wurden, ohne daß dies Eingang in schriftliche Aufzeichnungen gefunden hätte.

 
 

Bekannt ist, daß, nachdem infolge eines Blitzschlages (s.o) im Juli 1816 der Kirchturm (und die Orgel) bis auf die massiven Mauern niedergebrannt war, er eine steinerne Spitze mit vier Giebeln erhielt (1822-1825, aus deren Mitte sich ein kleiner hölzerner Turm erhob (siehe Bild unten von 1864). Diese Konstruktion gefährdete den Unterbau, so daß 1967 ein Umbau des Turmes erfolgte, der ihm seine jetzige Gestalt verlieh.

 
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Die Kirche 1864 - der Kirchturm hatte damals die o.g. Form
 
 
Signatur : "Nach der Natur aufgenommen und gemalt von W. Stoeltzner 1864"
 

Im ganzen befand sich die Kirche im vorigen Jahrhundert in keinem guten Zustand. Als wiederum ein Unwetter verheerende Schäden an der Kirche anrichtete, entschloß man sich zu einer Generalrestaurierung. Diese begann 1899. Jetzt endlich wurde der ursprüngliche Entwurf der Erbauer zu Stein: nun erhoben sich über dem Schiff der Kirche zwei Kreuzrippengewölbe. 

Die Kirche selbst ist ein Backsteinbau, versehen mit hervorstehenden Mauerstreifen an den Ecken und Friesen, bestehend aus dem Chor, dem unten mit Feldsteinen begonnenen Kirchenschiff und dem im Verhältnis zum übrigen Baukörper der Kirche ziemlich wuchtigen Turm mit Portal an seiner Westseite. Die Nordertür im Chor öffnet den Zugang zur Sakristei, die erst 1900 angebaut wurde. Das Eingangsportal zum Kirchenschiff liegt an der Südseite. Fachleute haben aus untrüglichen Spuren am Mauerwerk abgelesen, daß ursprünglich die ganze Kirche als ein gewölbter Bau angelegt war, sehr wahrscheinlich von Anfang an mit einer flachen Holzdecke versehen. Die Gründe, weshalb man von der ursprünglichen Planung abgegangen war, sind unbekannt.

Das Kirchenschiff wurde um 1300 von einer Lübecker Werkstatt ausgemalt. Dargestellt sind das Jüngste Gericht und überlebensgroße Apostelfiguren, darunter Petrus und Paulus. Weiterhin finden sich noch zwei in gotischer Zeit gemalte Köpfe. Mittelalterlich ist außerdem ein Holzkruzifix des späten 14. Jahrhunderts. Der Altaraufbau wurde bald nach 1686 wohl von einer Lübecker Werkstatt gefertigt. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert sind Chorgestühl und Kanzel. Die übrige Ausmalung erfolgte erst um 1900. Der achtseitige (heutige) Turmhelm ist jedoch 1822-1824 aufgesetzt worden, nachdem er 1816 durch Blitzschlag vernichtet worden war (s.u.). Es wurden auch zwei neue Glocken gegossen. Ausgeführt wurden die Arbeit vom Lübecker Glockengießer Friedrich Wilhelm Hirt ("1817 goß er zwei Glocken für Groß-Berkenthin, die fühesten, die seinen Namen tragen."). Das Erscheinungsbild des Turms nach einem weiteren Brand sehen wir auf dem zweiten Bild von 1864 (oben).

Im Buch von Johann Jacob Burmeister "Beiträge zur Kirchengeschichte des Herzogtum Lauenburgs" von 1832 heißt es wie folgt : "Die Kirche ist dem Apostel Petrus dedicirt (gewidmet) ; jedoch wird in den Visitat.(ions) Protoc.(ollen) von 1581, 1590, 1614 als Schutzpatronin M a r i a M a g d a l e n a genannt. Im Jahre 1816 wurde der Thurm durch den Blitz entzündet und brannte nebst der Orgel, Uhr und den Glocken ab; er ist aber nebst der Orgel 1822-24 wieder aufgebaut. In ältern Zeiten befand sich hier ein Siechenheim (Altersheim/Pflegeheim), das noch 1590, freilich als sehr verfallen, angeführt wird. Eingepfarrt sind: 1. Gr. Berkenthien *1) , 2. Clempau * 3. Köhlstorff 4. Niendorf * ,; sämmtlich zum Amte Ratzeburg gehörig. 5. Kl. Berkenthin, ein adliches Gericht 6. Rondeshagen *, ein adliches Gut, mit Friedenhain (Meierei) und Rondeshagener Weden (Groß Weeden) , sämmtlich zum adlichen Gerichte Rondeshagen gehörig. 7. Göldenitz, mit Göldednitzer oder Culpiner Weden, zum adlichen Gut Culpin gehörig *; 8. Düchelsdorf *, Sircksrade (Schiersrade); beide letztere Dörfer sind Lübeckisch. Außerdem hat der Pastor zu B.(erkenthin) die Inspection (pastorliche Aufsicht) über Kühsen, woselbst eine Schule für die beiden Lauenburgischen, aber in dem Lübeckischen Dorfe Nusse eingepfarrten Dörfer Kühsen und Bergrade ist. Schon 1581 wurden dieselben Dörfer hier als eingepfarrt angeführt." (Anmerkung : die mit * bezeichneten Dörfer hatten eine eigenständige Schule)

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Das Maria-Magdalenen-Patrozinium wird oft mit der Schlacht von Bornhöved 1227 gegen die Dänen in Verbindung gebracht. Die zeitliche Nähe zum Bau der Kirche um 1230 legt den Namen Maria-Magdalenen-Kirche als ursprünglichen Namen nahe. Auch das Burgkloster in Lübeck wurde 1227 als St. Marien-Magdalenen-Klosters der Dominikaner gegründet und geht auf die siegreiche Schlacht Graf Adolfs IV. bei Bornhöved zurück. Diese Schlacht fand am 22. Juli statt, also dem Maria-Magdalenen-Tag. Er hatte, als die Schlacht auf Messers Schneide stand, geschworen, dass er in seinem Machtbereich Maria-Magdalenen-Kirchen bzw. -klöster im Falle eines Sieges stiften wollte.

Als Patrozinium bezeichnet man in der katholischen Kirche die Schutzherrschaft eines Patrons oder einer Patronin, welcher man eine Einrichtung (Kirche, Spital) unterstellt. Das Wort wird manchmal auch für das Fest gebraucht, an dem der Namensgeber einer Kirche gefeiert wird (Patronatsfest).Es handelt sich bei Namensgebern meist um Heilige, Das Patrozinium einer Kirche kann wechseln, wenn sie beispielsweise Reliquien eines bedeutenderen Heiligen erwarb.

In "Geschichte der nordelbischen Herzogtümer" von Peter Godzig erfahren wir, dass sowohl in Lauenburg (1227) als auch in Berkenthin (1250) eine Maria-Magdalenen-Kirche entsteht.

Eine weitere Vermutung zur Namensgebung lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass die Berkenthiner Kirche einer der Stecknitzfahrer-Kirchen (wie auch Krummesse, Witzeeze und Siebeneichen) war, in der die Schiffer auf der "nassen Salzstraße" am Wochenende anhielten und den Gottesdienst besuchten. Sie hatten ihr eigenes Kirchengestühl und eine gesonderte Begräbnisstätte auf dem Kirch-Friedhof in Berkenthin. Die Schutzpatronin der Stecknitzfahrer war Maria Magdalena - die Flussschiffer auf den Salzprähmen nannten sich selbst auch die Maria-Magdalenen-Brüderschaft der Stecknitzfahrer. In ihrer Stammkirche, dem Lübecker Dom existiert der sogenannte Maria-Magdalenen-Altar aus dem Jahr 1422.

 
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Lübecker Dom : Maria-Magdalenen-Altar der Stecknitzfahrerbruderschaft aus dem Jahre 1422
 
     
 
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Gestühl der Stecknitzfahrer in den Kirchen von
  von Siebeneichen (links) und Krummesse (rechts)
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Gräber der Stecknitzfahrer
  auf dem Berkenthiner Friedhof
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Eine der Stelen der Stecknitzfahrer mit den Bootshaken bzw. -staken in Berkenthin
 
Grab des Stecknitzfahrers J.H.C. Sommer (1809- 1888) auf dem Friedhof in Berkenthin

In Visitationsprotokollen von 1581, 1590 und 1614 wird also (s.o.) als Schutzpatronin Maria Magdalena genannt. Die älteren Erwähnungen legen den Namen Maria-Magdalenen-Kirche als wahrscheinlich ursprüngliche Benennung nahe. (Visitation [von lat. visitare – besuchen] heißt in vielen Kirchen- und Ordens-Verfassungen der Besuch eines Oberen mit Aufsichtsbefugnis zum Zweck der Bestandsaufnahme und Normenkontrolle)

Die Berkenthiner Kirche beherbergt seit dem 15. Jahrhundert eine überlebensgroße Maria-Magdalenen-Statue. Die Statue legt also auch nahe, dass die Kirche Maria-Magdalenen-Kirche hieß. (In der neutestamentlichen Überlieferung spielt Maria Magdalena als Jüngerin Jesu und erste Zeugin der Auferstehung eine besondere Rolle [siehe auch: die Unterseite Maria-Magdalena-Statue]).

 
 
 
Statue (ca. 1,90 m) der Schutzpatronin Maria Magdalena in der Berkenthiner Kirche aus dem 15. Jahrhundert
 

Zwischenzeitlich hieß die Kirche auch (inoffiziell) Petrus-Kirche (1832 s.o.) und war also dem Patron Petrus gewidmet. Der Apostel Petrus ist in der Kirche zweimal neben dem Apostel Paulus dargestellt. Dieser Name ist ihr allerdings anscheinend wieder abhanden gekommen, sodass sie bis zum Jahre 2008 nur die namenlose `Kirche in Berkenthin` war. In seiner Sitzung am 5. Juni 2007 hat der Kirchenvorstand dafür votiert, dass die Kirche fortan (wieder) den Namen Maria-Magdalenen-Kirche bekommen sollte. Am 02. März wurde sie feierlich auf den neuen/alten Namen "getauft".

 
 
 
Die Kirche in einer Winternacht