Die Gemeinde Rondeshagen
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Der Totentanz im Mittelalter

Der Totentanz ist die seit dem 14. Jahrhundert aufgekommene bildliche Darstellung der Gewalt des Todes über das Menschenleben in einer Reihe von allegorischen Gruppen unter dem Bild des Tanzes.Um 1460 entstand der Lübecker Totentanz wohl unter dem Eindruck des schwarzen Todes – der Pest – in der Marienkirche von Lübeck. Dieser wurde 1942 durch Bombenangriffe der Briten zerstört. Vorhandene Abbildungen sind Kopien

Er bestand aus mittelniederdeutschen Reimversen und zugehörigen Bildern auf Leinwand und befand sich in der später nach ihm so benannten Totentanzkapelle im nördlichen Querschiff. Die Kapelle diente zur Entstehungszeit des Totentanzes als Beichthaus und enthielt entsprechendes Gestühl mit abgetrennten Sitzen für die Beichte hörenden Geistlichen; der Fries erinnerte die hier zur Beichte kommenden Menschen an ihre Vergänglichkeit.

Das Werk wird im allgemeinen Bernt Notke zugeschrieben und auf eine mittelniederländische Vorlage zurückgeführt. Der Fries erstreckte sich als fortlaufende Bilderwand oberhalb des Gestühls der Kapelle in einer Länge von fast 30 Metern und einer Höhe von zwei Metern. Er zeigte vor der Kulisse der Stadt Lübeck und der sie umgebenden Landschaft 24 (2 mal 12) Paare in Lebensgröße – jeweils eine Todesfigur und eine Standesfigur in hierarchischer Abfolge der Ständegesellschaft. In den Versen spricht jeweils die Person den Tod an. Dieser antwortet und wendet sich dann im letzten Vers seiner Antwort dem nächsten „Tanzpartner“ zu.

Der Reigen begann mit dem Papst, gefolgt vom Kaiser und der Kaiserin (einer von zwei weiblichen Figuren), dem Kardinal und dem König. Es folgen der Bischof, der Herzog, der Abt und der Ritter, der Kartäuser-Mönch, Edelmann (seit 1701: Bürgermeister), Domherrn, Bürgermeister (seit 1701: Edelmann) und Arzt vor der Silhouette der Stadt Lübeck. Dann der Wucherer, Kaplan, Kaufmann (seit 1701: Amtmann), Küster, Kaufmann, der Klausner und Bauer, ein junger Herr, ein junges Mädchen und schließlich das Kind in der Wiege.

Der Totentanz von Bernt Nottke um 1500
Der Notkesche Totentanz um 1890 in der Marienkriche
Papst und Kaiser / Tod
Kaiserin, Kardinal und König / Tod
Bernt Nottkes Totentanz-Fragment aus der Nicolai-Kirche in Tallinn um 1500

1701 war der Totentanz in einem so schlechten Zustand, dass sich die Vorsteher der Marienkirche entschlossen, statt einer weiteren Reparatur das Gemälde komplett kopieren zu lassen. Gleichzeitig wurden die nicht mehr verständlichen und nur noch zum Teil lesbaren mittelniederdeutschen Verse durch hochdeutsche Reime ersetzt. Vorher schrieb der Pastor Jacob von Melle die zu diesem Zeitpunkt noch erhaltenen Verse „zum Gedächtnis, und dem Alterthum zu Ehren“ ab und erhielt sie so der Nachwelt. Der Kirchenmaler Anton Wortmann schuf die Kopie der Figuren, während der Präzeptor am Waisenhaus zu St. Annen Nathanael Schlott die neuen hochdeutschen Verse als barocke Alexandriner konzipierte. Dabei erhielten die Verse auch Überschriften, die die jeweiligen Sprecher kennzeichneten. Im Gegensatz zum alten Dialog war es nun der Tod, der jeweils die Personen ansprach. Außerdem gab es offenbar zwei Umstellungen: Zum einen wurden aufgrund eines Mißverständnisses des mittelniederdeutschen Wortes Amtmann (das so viel wie Handwerker bedeutet) die Beschriftungen dieser Figur und des Kaufmanns vertauscht. Politischen Gründen, nämlich einem gewachsenen Selbstbewusstsein des Stadtpatriziats verdankte sich die andere Umstellung, in der Edelmann und Bürgermeister ihre Plätze tauschten, was den Bürgermeister um zwei Plätze in der sozialen Hierarchie aufrücken ließ.

1852 malte der Lübecker Grafiker und Maler Carl Julius Milde den Totentanz neu in Farbe (* 16. Februar 1803 in Hamburg; † 19. November 1875 in Lübeck war Zeichenlehrer am Katharineum zu Lübeck und wirkte als Maler, Konservator und Restaurator.) Er beschriftete jede Sequenz einzeln:
 
 
 
 
 
 
 
Abbildung des kompletten Totentanzes 1701 auf einem "Plakat"