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Die Gemeinde Rondeshagen

 

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Thomas Stahlkopf

Die Schneekatastrophe in Rondeshagen 1978/79

 

Schnee von gestern

 

Dreißig Jahre nach der Schneekatastrophe im Winter 1978 / 79

Ein Zeitzeugenbericht, verfasst von Thomas Stahlkopf

Wenige Tage nach Weihnachten 1978, genau am Mittwoch, dem 28.12.1978 brach über Nordeuropa eine verheerende Wetterlage ein, deren Ausmaß in den ersten Stunden noch niemand ahnen oder abschätzen konnte.
Betroffen war nicht nur der Norden Deutschlands, sondern auch weite Teile Großbritanniens, Dänemarks und der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik).

Die Wetterlage

Während noch zum Weihnachtsfest Tauwetter in Norddeutschland herrschte, fiel die Temperatur am 28.12.1978 binnen weniger Stunden von plus zehn Grad Celsius auf örtlich bis zu minus zwanzig Grad Celsius. Im Norden Schleswig-Holsteins setzte bereits im Laufe des Nachmittages Schneefall ein, während es in den südlichen Landesteilen noch stark regnete. In der Nacht zum 29. Dezember 1978 verschärfte sich die Wetterlage und aus den Schneefällen, die sich nach und nach auf das gesamte Land ausbreiteten, entwickelte sich ein schwerer Schneesturm mit bis zu zehn Windstärken. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Lage zur Naturkatastrophe und der Norden versank unter den Schneemassen. Nichts ging mehr. Dieses Wetter tobte für die nächsten vier Tage über unser Land und hielt uns in Atem.

Das Chaos nahm seinen Verlauf

Nicht nur der Straßenverkehr, sondern auch der Schienenverkehr der Deutschen Bundesbahn (heute Deutsche Bahn AG) kam teilweise zum Erliegen. Züge blieben in Schneewehen stecken und Menschen erfroren in ihren Autos, welche ebenfalls in den Schneewehen Stecken geblieben waren. Wer sich zu Fuß auf den Weg machte, lief Gefahr ebenfalls im Unwetter umzukommen, wie es zum Teil auch der Fall war. Fliegen war, wenn überhaupt, nur bei Tageslicht möglich.
Auch die Bundeswehr war mit schwerem Gerät im Einsatz. Mancherorts kam es zu tragischen Unfällen, wobei helfende Menschen von Bergepanzern überrollt und getötet wurden.
In vielen Ställen verendete das Vieh qualvoll, weil durch die Stromausfälle auch die häusliche Wasserversorgung ausgefallen und auch kein Futter mehr vorhanden war. Kühe mussten von Hand gemolken werden, weil keine Maschine mehr lief.

Hunderte Schleswig- Holsteinische Ortschaften waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Besonders stark betroffen war der Norden Schleswig- Holsteins, sowie der Landkreis Ostholstein einschließlich der Insel Fehmarn.
Schlagartig wurde uns bewusst, wie abhängig wir von der modernen Technik sind und wie ohnmächtig wir solchen extremen Wetterlagen und Naturkatastrophen gegenüber stehen. Es wurde wieder einmal deutlich, wie wichtig Nachbarschaftshilfe und ein gepflegtes Miteinander ist.

Während in weiten Teilen Schleswig- Holsteins ganze Landstriche nicht nur von der Außenwelt abgeschnitten waren, sondern auch noch ohne Strom und Telefon auskommen mussten, ging es uns in den südlichen Landesteilen noch vergleichsweise gut. Wir Rondeshagener waren zwar ebenfalls von der Außenwelt abgeschnitten, hatten aber weder den Ausfall der Stromversorgung, noch den Ausfall des Fernsprechverkehrs zu beklagen. Im Gegensatz zu unseren Mitbürgen in den nördlichen Landesteilen musste bei uns also niemand frieren, weil durch die regionalen Stromausfälle auch sämtliche automatischen Zentralheizungen ausgefallen waren. Die Landwirte waren noch in der Lage, ihr Vieh zu versorgen und die Kühe zu melken. Lediglich der Abtransport der Milch wurde gestaltete sich auch in Rondeshagen zum Problem, was einige Landwirte zwangsweise dazu veranlasste, provisorische Milchlager aus Silo- Folie im Schnee zu errichten, wo die Milch zunächst gelagert und gleichzeitig tiefgekühlt werden konnte.

Obwohl im weiteren Umkreis nur die Hansestadt Lübeck ein behördliches Fahrverbot ausgesprochen hatte, verbrachten wir damals noch Jugendlichen den Jahreswechsel zwangsweise im eingeschlossenen Rondeshagen in gemütlicher Runde, denn an Autofahren war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr zu denken.

Die Lage entspannt sich

Kurz nach der Jahreswende entspannte sich die Lage. Das Unwetter hatte sich gelegt und der Norden konnte mit den Reparatur- und Aufräumarbeiten beginnen. Bereits am 1.1.1979 waren etwa 80 Prozent der zerstörten Stromleitungen wieder hergestellt.

Das neue Jahr zeigte sich bereits in den ersten Tagen wettermäßig von seiner besten Seite, denn in den ersten Januartagen schien wieder die Sonne und verzauberte die Natur in eine traumhafte Winterlandschaft.

Die Folgen der Schneekatastrophe im Norden waren jedoch verheerend. Siebzehn Menschen kamen dabei ums Leben. Die Höhe der Sachschäden betrug etwa 140 Millionen Deutsche Mark. Aber dies war nur die Bilanz der Katastrophe in der Bundesrepublik Deutschland.
Auch bei unseren Nachbarn in der ehemaligen DDR kam die Energieversorgung für Tage vollständig zum Erliegen, weil der Braunkohleabbau als Rückgrad der Energieversorgung auf Grund der extremen Wetterlage nach und nach zum Stillstand gekommen war. Meldungen über die Höhe der Schäden gab es – wie es damals üblich war - aus der DDR nicht. Die sozialistische Planwirtschaft hatte jedoch noch lange unter den Folgen dieser Katastrophe zu leiden.

Sechs Wochen danach

Bereits sechs Wochen nach der ersten Schneekatastrophe, kam es am 13. Februar 1979 erneut zu einer ähnlichen Wetterlage mit starken Schneefällen und heftigen Schneeverwehungen. Innerhalb weniger Stunden brach die zweite, für uns noch heftigere Schneekatastrophe, über uns herein.
Ich erinnere mich noch genau an den Nachmittag des 13. Februar 1979. Damals war ich mit zwei Lehrlingen (heute sagt man Azubi`s) auf einer Baustelle in Groß Grönau. Den ganzen Vormittag über hatte es bereits geschneit. Zum Nachmittag hin nahm der Schneefall zu und zu allem Übel setzte auch noch starker Wind ein. Kurz nach der Mittagspause ging ich noch einmal zum Auto, um Material zu holen. Nachdem ich nur wenige Minuten später erneut zum Auto gehen musste, stelle ich fest, dass meine Fußspuren, die ich erst wenige Minuten zuvor im Schnee hinterlassen hatte, nicht mehr erkennbar waren. Irgend etwas sagte mir jedenfalls: Ihr müsst hier weg und zwar so schnell wie möglich. Also packten wir fluchtartig unsere Sachen, bestiegen das Auto und machten uns auf den Weg nach Berkenthin, wo unser Arbeitgeber seinen Firmensitz hatte.
Der Weg führe über Nebenstraßen von Groß Grönau über Blankensee in Richtung Klempau Hof und Klempau nach Berkenthin. Bis zum Klempauer Ortsausgang in Richtung Berkenthin verlief die Fahrt noch einigermaßen flüssig, aber hier wartete die erste größere Schneeverwehung. Kurz vor uns mussten aber noch Fahrzeuge hindurch gekommen sein, denn es gab noch eine Lücke in der Schneewehe. Also, zweiter Gang, Vollgas, das Lenkrad fest umklammert und durch. Glück gehabt, wir hatten es gerade noch einmal geschafft.
Einmal anhalten und das wäre es gewesen. Winterreifen und Schneeketten gab es zwar, aber nicht auf unseren Autos. Erstens war dies eine erhebliche Kostenfrage und zweitens waren Winterreifen und Schneeketten in unseren norddeutschen Wintern eigentlich nicht unbedingt erforderlich. Später erfuhren wir, dass wir wohl so ziemlich die letzten waren, die den Weg nach Berkenthin geschafft hatten, denn bereits kurze Zeit später war die Straße zwischen Klempau und Berkenthin unpassierbar. In Berkenthin angekommen, wurde der Firmenwagen in aller Eile gegen den Privat- PKW getauscht und nichts wie ab nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt war die Straße nach Rondeshagen gerade noch befahrbar, denn an der Drögemühle hatten sich ebenfalls bereits die ersten Schneeverwehungen aufgetürmt. Auch hier war ich an diesem Tag einer der letzten, die diese Straße noch mit einem PKW befahren konnte.

Katastrophenalarm im Herzogtum Lauenburg

Noch am selben Tag nahm die Katastrophe ihren Verlauf. Schon am nächsten Tag, dem 14. Februar 1979 löste die Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg Katastrophenalarm aus.
Zwei weitere Junge Männer, Jörg Hein und Peter Fey, sowie ich waren zu diesem Zeitpunkt Mitglieder im Technischen Hilfswerk (Bundesanstalt THW) im Ortsverband Ratzeburg. Wie zu erwarten war, erreichte mich an diesem Tag ein Anruf unseres THW- Ortsverbandes Ratzeburg. Die Nachricht lautete: Es wäre Katastrophenalarm ausgelöst worden und wir sollten schnellstmöglich zum Einsatz nach Ratzeburg kommen (mit dem eigenen Auto versteht sich). Auf meine Frage, ob in Ratzeburg schon mal jemand vor die Tür geguckt hätte, sagte man mir, wir sollten uns auf jeden Fall schon mal auf den Weg machen. Kameraden vom THW würden uns mit einem geländegängigen Gerätekraftwagen entgegen fahren und uns gegebenenfalls weiter bis nach Ratzeburg schleppen. Ich entgegnete, dass wir hier „bis über die Ohren“ im Schnee stecken würden und daher an Autofahren nicht auch nur Ansatzweise zu denken war.
Mein Gegenvorschlag lautete daher: Fahrt Ihr erst einmal bis Berkenthin. An der Ecke nach Rondeshagen befindet sich eine Telefonzelle. Wenn ihr dort angekommen seid, ruft ihr noch einmal an, dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg nach Berkenthin und ihr könnt uns unterwegs einsammeln. Auf der anderen Seite gab es zwar verhaltene Zustimmung, ein Anruf aus der Berkenthiner Telefonzelle erreichte uns jedoch nie. Später mussten unsere THW- Kameraden dann zugeben, dass sie mit ihrem schweren Fahrzeug nicht einmal bis nach Harmsdorf gekommen waren.

Da wir drei THW- Mitglieder nun in Rondeshagen festsaßen, entschlossen wir uns kurzerhand, unseren Katastrophenschutz- Einsatz an der Heimatfront zu leisten und meldeten uns zum Einsatz bei der örtlichen Feuerwehr. Hier sah man die drei Jungs in grauer THW- Kluft anfangs zwar etwas argwöhnisch an, aber schließlich war jede helfende Hand willkommen.

Die Feuerwehr Rondeshagen verfügte damals über einen MERCEDES BENZ UNIMOG (Universal Motorgerät) des Zivilschutzes. Ein U 404 S als Tank-löschfahrzeug TLF 8/8 mit einem entsetzlich durstigen 2200 ccm / 6 Zylinder Reihenmotor (Benziner), wie es zu damaliger Zeit auch bei der Bundeswehr im Einsatz war. Dieses Fahrzeug war durch seinen Allradantrieb und seine große Bodenfreiheit aber extrem geländegängig, was in unserer Lage erhebliche Vorteile brachte. Ferner war ein Satz Schneeketten für das Fahrzeug vorhanden, welche natürlich auch zum Einsatz kamen. Dieses „Auto“, war neben einigen Treckern noch das einzige brauchbare Fortbewegungsmittel.
Der UNIMOG und die Trecker wurden zum Schluss nur noch dazu benutzt, die Straßen zu den benachbarten Ortschaften freizuhalten, indem man in kurzen Abständen immer wieder mit den Fahrzeugen die Schneeverwehungen durchbrach.
Dies gestaltete sich jedoch zunehmend schwieriger. Die letzte Straße, um deren Passierbarkeit man sich bemühte, war die nach Berkenthin. Irgendwann war dann aber endgültig Schluss und wir waren wieder einmal vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.

Der Rondeshagener Winterdienst

Der Winterdienst wurde damals von dem Landwirt Alwin Mißfeldt im Auftrage der Gemeinde Rondeshagen durchgeführt.

A. Mißfeldt nutzte hierfür einen seiner Trecker. Zum Schneeräumen auf Straßen und Wegen kam ein hölzerner Schneepflug der Marke Eigenbau zum Einsatz, welcher vom Trecker mittels einer schweren Eisenkette gezogen wurde. Im Volksmund wurde dieses Gerät „Schneeschlöpe“ genannt.

 
eine Schneeschlöpe

Die Schneeschlöpe (siehe Skizze) bestand aus schweren Holzbohlen, welche vorn an der Spitze rechtwinklig mittels Eisenbeschlägen miteinander verbunden waren. Innen waren zur Stabilisierung ein bis zwei Querverstrebungen und vorn ein dreieckiger Boden angeordnet. Auf dem dreieckigen Boden wurde manchmal ein Feldstein (ein sog. Findling) als zusätzliches Gewicht mitgeführt.

Zur Beseitigung der Schnee- und Eisglätte nutzte A. Mißfeldt zunächst noch einen alten Düngerstreuer, der mit einem Gemisch aus Kies und Streusalz befüllt wurde.

Dieser Düngerstreuer war nicht etwa eine moderne durch die Zapfwelle des Treckers angetriebene Düngerschleuder, wie sie derzeitig weit verbreitet war, sondern ein auf Räder laufender Holzkasten, der quer zur Fahrrichtung vom Trecker gezogen wurde. Der Streumechanismus wurde während der Fahrt durch die Räder angetrieben.

 
 

Die Gemeinde Rondeshagen hatte bereits einen modernen hydraulisch betätigten Schneepflug bestellt, welcher vorn am Trecker angebracht werden konnte. Eigens hierfür hatte A. Mißfeldt einen neuen Trecker bestellt. Hierbei handelte es sich um einen FIAT mit Allradantrieb, Fronthydraulik und einer Motorleistung von etwa 100 PS. Eine Maschine, wie es sie bis dahin im Dorf nicht gegeben hatte. Trecker diesen Ausmaßes gab es nur auf den benachbarten Gutshöfen in Groß Weeden und Bliestorf. Das Dumme war nur, dass Trecker und Schneepflug zwar bestellt waren, aber während der Schneekatastrophe noch nicht zur Verfügung standen. Fraglich ist zudem, ob dieses Gerät bei den vorherrschenden Schneeverhältnissen überhaupt noch einsetzbar gewesen wäre.

Schwangerentransport mit dem Hubschrauber

Die Natur richtet sich leider nicht nach der Wetterlage. Da auch mit dem UNIMOG der Feuerwehr kein Durchkommen mehr war und man nicht abschätzen konnte, wie sich die Situation in den nächsten Tagen entwickeln würde, entschloss man sich, zwei schwangere Frauen, die kurz vor der Niederkunft standen, sicherheitshalber bei Tageslicht per Hubschrauber in eine Lübecker Klinik fliegen zu lassen.
Am 16. Februar 1979 landete ein Hubschrauber der Bundesmarine vom Typ „Seaking“ auf Rondeshagener Boden. Der Hubschrauberbesatzung fiel es ziemlich schwer, sich in der von Schneestürmen dominierten Winterlandschaft zu orientieren und dabei auch noch das Dörfchen Rondeshagen zu finden. Als wichtigste Wegmarke diente damals der Elbe- Lübeck- Kanal.
Wir hatten den Landeplatz auf einer unbebauten Koppel (dem heutigen Neubaugebiet „Schulkoppel“) im Krummesser Weg kenntlich gemacht, indem das Feuerwehrfahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht aufgestellt wurde.

 
 

Rote Tücher wurden ausgebreitet und irgend jemand hatte mit Rotwein Landemarkierungen in den Schnee gegossen. Erst unmittelbar vor der Landung hatte die Hubschrauberbesatzung Sichtkontakt mit den winkenden Menschen am Boden, die den provisorischen Landeplatz säumten. Die beiden schwangeren Damen bestiegen zusammen mit ihren Ehemännern den Hubschrauber und schon ging es auf dem einzig möglichen Weg, dem Luftweg, in die Lübecker Uniklinik.

Die Vorräte im Dorfladen schwinden

Neben Schmerse’s kleinem Stubenladen gab es damals noch den Gemischtwaren-Laden von Sigrid und Bruno Hein in der Parkstraße. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich deren Regale und das Lager auf Grund der angespannten Situation recht schnell leerten. Besonders mangelte es an Fleischwaren und Brot. Bestimmt hatten einige Bürger noch ausreichende Mengen Lebensmittel in ihren Kühltruhen vorrätig, welche man im äußersten Notfall hätte aufteilen können. Aber soweit musste man es noch nicht kommen lassen. Auch fehlte es zwischenzeitlich in manchen Haushalten an Medikamenten.

Bruno Hein hatte bereits vorab telefonisch bei seinen Lieferanten in Krummesse alles organisiert und bestimmte Fleisch- und Backwaren bestellt. Erstens wollte er uns nicht der Gefahr aussetzen mit leeren Händen heimzukehren, zweitens war nicht unbedingt davon auszugehen, dass wir uns auf unserem beschwerlichen Fußmarsch auch noch an die üblichen Laden- Öffnungszeiten in Krummesse halten konnten.

So machten wir uns am Morgen des 15. Februar 1979 zu Fuß auf den Weg nach Krummesse. Als Transportmittel dienten zwei aneinander gebundene Schlitten, auf denen Wäschekörbe befestigt waren. Mit von der Partie waren neben Bruno Hein, sein Sohn Jörg, Peter Fey, Frau Kempke, Michael Ahrendt und ich mit meiner Kamera im Gepäck.
Unser Weg führte uns über die Felder und durch die Knicks, denn der Krummesser Weg war bis zu drei Meter hoch von Schneewehen bedeckt. Lediglich zum Überqueren des Mühlenbaches mussten wir die kleine Brücke im Krummesser Weg benutzen. Diese war Gott sei Dank ohne Schwierigkeiten zu Fuß passierbar.
In Krummesse angekommen, gingen wir zuerst zur Schlachterei Prösch, um die bestellten Fleischwaren abzuholen. Danach steuerten wir die Apotheke an, um dringend benötigte Medikamente zu beschaffen. Auf dem Rückweg kehrten wir dann bei Bäckermeister Hans Breede ein. Nachdem alles auf den Schlitten verladen und vertäut war, machten wir uns unverzüglich wieder auf den Heimweg.
Insgesamt waren wir wohl sechs bis acht Stunden unterwegs. Es versteht sich wohl von selbst, dass wir am Ende dieses Tages ziemlich erschöpft waren.

Gemeinsam sind wir stark

Wir Rondeshagener waren trotz zwei aufeinander folgender schwerer Schnee-katastrophen noch einmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen.
Wieder hatten wir Glück im Unglück, denn weder Strom noch Telefon fielen in unserer Gegend aus. Bei den Einsätzen im Ort, sowie in der Umgebung kam niemand ernsthaft zu Schaden und niemand im Dorf musste hungern oder frieren.

Diese fast schon vergessenen winterlichen Ereignisse vor nunmehr dreißig Jahren haben uns damals aber wieder einmal sehr deutlich gezeigt, wie machtlos wir Menschen gegen die Launen der Natur sind. Sicher, heute würde man mit einigen Dingen vielleicht etwas anders umgehen. Dennoch bin ich der Ansicht, es würde uns wieder genauso „kalt“ erwischen wie damals, denn auf derartige Katastrophen ist der Norden immer noch nicht vorbereitet. Für einen solchen Fall wünsche ich mir, dass sich die Menschen noch einmal genauso solidarisch verhalten, wie damals im Winter 1978 / 79.