Die Gemeinde Rondeshagen im Kreis Herzogtum Lauenburg
Karl Friedrich Paetau und seine Frau Martha erinnern sich...
   
Besuch bei Karl-Friedrich Paetau und seiner Frau Martha am 17.10.2006

Karl.Friedrich Paetau wurde 1927 in Schönberg in Mecklenburg geboren. Sein Vater (geb. 1884) und seine Mutter (geb. 1889) stammten ursprünglich aus Schleswig-Holstein (Schulendorf bzw. Luschendorf).

Der Vater betrieb eine Gastwirtschaft in Schönberg, wo Karl Paetau auch seine Ausbildung zum Kellner begann. Er wurde 1943 zum Arbeitsdienst in Berlin nach Berlin bei einer Flakeinheit eingezogen und wurde dann 1943 Soldat. Das Kriegsende erlebte er bei der Infanterie im Mai 1945 auf Usedom. Von dort aus marschierten sie in die Kriegsgefangenschaft mit über 2000 Mann nach Schleswig-Holstein (Raum Heide/Dithmarschen). Bereits im August wurde er frühzeitig aus der Gefangenschaft entlassen. Er hatte sich als Landwirt ausgegeben, weil dieser Berufsstand  damals  dringend für die Produktion von Nahrungsmittel von Nöten war. Von Heide begab er sich dann zuerst nach Lübeck, wo seine Patentante in der Arminstraße wohnte. Da es Hungerzeiten waren, suchte er auf dem Lande einen Arbeitsplatz: Sein Onkel Richard Paetau (Bild - rechts) war Lehrer in Krummesse. Mit dem Fahrrad fuhr K.F. Paetau von dort aus die umliegenden Dörfer auf der Suche nach Arbeit ab und fand am 18.10.1945 eine Anstellung auf dem 45 ha großen Hof von Rudolf Jürs in Rondeshagen. Aus dem Jahr 1945 erinnert er, dass die Briten, die auch Rondeshagen kurz besetzten, alle deutschen Soldaten auf dem Hof sammelten, entwaffneten, die Gewehre an der Hofmauer zerschlugen und die Überreste in den Thornschen Teich versenkten. Bevor man sie ins Gefangenensammellager nach Bad Segeberg brachte, sperrte man die ehemaligen deutschen Soldaten auf den Heuboden des Hofes..

Rudolf Jürs hatte eine Tochter, Martha, geb. am 06.06.1925 in Rondeshagen, wo sie aufwuchs.Zur Schule ging sie von 1931-1939. Im selben Jahr wurde sie konfirmiert. Während der Schulzeit hatte sie bis auf das Melken der Kühe keine Aufgaben, die ihr das Leben versauerten. Das endete aber danach abrupt und sie musste überall hart mitarbeiten. Pferde hat sie in dieser Zeit nicht gerade geliebt (sie hatten vier, zwei gingen immer im Gespann, die anderen waren im Wechsel immer zur Erholung auf der Koppel). Besonders in Erntezeiten war das „Zwischenfahren“ (vom Feld zum Hof – Abladen – und zurück) ihre Aufgabe, was sie regelrechte hasste: mit nackten Beinen auf dem verschwitzten Rücken eines Pferdes sitzen und  es antreiben müssen, brachten ihr immer abgescheuerte und schmerzende rote Beine, galt es doch 15-20 Fuder pro Tag einzubringen. Gerodete Kartoffel mussten dann  im Herbst eingesammelt werden. Um dem Rücken auf Dauer zu entlasten, kroch sie dabei immer auf allen Vieren. Abends musste man sich endlos sauber schrubben .

 
Kartoffelsortiermaschine mit Handrad
Jürs-sche Pferde auf dem Weg zum Walzen
 
 
Tja, und wie das Leben so spielt: 1955 heirateten sie und 1957 kam ihre Tochter Andrea zur Welt.
 
Martha Paetau mit Tochter Andrea 1957
Andrea "etwas" älter  

Zu Beginn der 50er Jahre erhielt Karl Paetau von seiner Schwiegermutter ein besonderes Weihnachtsgeschenk (die Ernte war sehr gut ausgefallen) : ein Motorrad Marke NSU, 125 ccm. Mit ihr hat er allein, mit Ehefrau oder mit Freunden so manche Tour gemacht.

 
Karl Paetau am Milchbock des Hofes in der Parkstraße
Unterwegs mit Freunden : Karl Paetau, Lothar Mathäus und Günter Schmerse auf der Straße nach Bliestorf
 
     
     

Den Hof übernahmen die beiden dann Ende der 1960er. Nach einem arbeitsreichen bäuerlichen Leben haben sie sich dann 1986 aus dem Berufsleben zurückgezogen und das Land an die Rondehagener Landwirte Theden und Zühlcke verpachtet.

Hier einige Bilder, die das landwirtschaftliche Leben ihres Hofes in den 50er bis 70er Jahre widerspiegeln . Alle Aufnahmen stammen aus dem eigenen kleinen Fotolabor.

So`n Mist
Jacke zu und los geht's
Milchwirtschaft ist schwer
Gänsepaar mit Gösseln
Klönschnack vor der Haustür
 
Abladen per Hand
Pflügen
Der legendäre Lanz-Bulldog
 
Der Mähdrescher
der neue Trecker - ein Fahr
Trecker mit Mäher...
und Selbstbinder
Eigenbau zum Steckrübenpflanzen
mit Wasserfass zum sofortigen Wässern der Stecklinge
Martha Paetau
Borgward Isabella - 1959 für DM 9000,- gekauft (ein VW Käfer kostete knapp die Hälfte)
Paetausche Kühe auf der Parkstraße
Blick entlang der Parkstraße zum Hof

Karl Paetau war zeitlebens in der Feuerwehr äußerst aktiv. Eingetreten war er am 20.08.1947 und war zuerst als sog. Maschinist für die Pflege und Instandhaltung der Löschgeräte und Ausrüstungsstücke zuständig. In den 50er Jahren hatte die Feuerwehr noch kein eigenes Löschfahrzeug, sondern besaß lediglich einen Löschanhänger mit Pumpe und Schläuchen (Rosenbauer Lenz TSA), der von einem Trecker zum Einsatzort gebracht wurde. Das erste Gerätehaus stand damals am Ende Lindenallee und maß gerade mal vier mal vier Meter, also 16 m². 1965-1972 war er einer der acht Rondeshagener Wehrführer seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Rondeshagen im Jahre 1924. Außerdem bekleidete er im gleichen Zeitraum er das Amt des Stellvertretenden Amtswehrführers, ab 1972 war er für 20 Jahre der Amtswehrführer des Amtes Berkenthin für die 11 Gemeinden im Range eines Hauptbrandmeisters. Gleichzeitig hat er selbst viele Lehrgänge und Qualifizierungen absolviert

   
Karl Paetau (rechts) mit 4 Amtswehrführer-Kollegen 1980
   

(Dazu gehörten auch der Katastrophenschutz und die Ausbildung zum Feuerwehr-Flugbeobachter - letztere diente dazu im Falle eines Großbrandes/eines Katastrophenfalls die Einsatzkräfte aus dem Flugzeug (Standort Blankensee) zu dirigieren und zu koordinieren.)) Karl Paetau hat im Lauf dieser Zeit auch viele junge Kameraden im Kreis Herzoftum Lauenburg geschult. Seine Verdienste für die Allgemeinheit sind sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene mit höchsten Auszeichnungen 1985 und 1987 gewürdigt worden (Das "Brandschutz-Ehrenzeichen in Gold am Bande" und das "Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold").

  
Bundesehrung 1985
 
Landesehrung 1987

Seine große Leidenschaft war und ist die Jagd. Geschossen hat er schon immer gern und er war auch bei den ersten Preisschießen  in Rondeshagen 1952 und 1953 dabei. Selbst im Saal (Dorfschmiede) wurde geschossen: Was heute beim Knobeln und Skat mit Fleischpreise belohnt wird, wurde damals mit dem Luftgewehr im Schünemannschen Saal mit dem so genannten „Fleisch verschießen“ ermittelt. Bis heute ist er für das Rondehagener Gebiet der jagdlich Zuständige bei Wildunfällen o. ä.

   
 
1949 - Karl Paetau war begeister Reiter (s.u.)
 
   
 
1961 Hoch zu Ross auf dem Meyerschen Hof an der Lindenalle
 
    
 
Luftbild der Hofstelle "Jürs (Paetau) aus dem Jahre 1956
 
    
 
Hofstelle 1963
 
   
 
Karl-Friedrich Paetau im Jahr 2006