Die Gemeinde Rondeshagen
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Die Meierei (Holländerei) in Rondeshagen
"Friedenheim" bzw "Friedenhain"

Wenn man Rondeshagen auf der Straße Richtung Krummesse verlässt, kommt man nach 200 Metern rechts zu einem Feldweg, der zum Kanal führt. Dieser Weg nennt sich "Friedenhain" und ist auf der rechten Seite mit Bäumen bepflanzt. Am Ende führt dann ein schmaler Sandweg zwischen zwei Koppeln abwärts zum Kanal. Alte Rondeshagener Bauern berichten, dass sie rechts dieses letzten Wegstücks am Hang immer wieder Mauer- und Ziegelreste hochgepflügt hätten: Die Überreste des früheren Meierhofes Friedenhain. Altbürgermeister Rudolf Tollgrewe erzählt aus seiner Jugendzeit in den 40er Jahren, dass dort noch Kellergewölbe aus dem Boden ragten, in denen die Dorfjungen gespielt hätten..

   
 
Weg Friedenhain heute, am Ende abwärts zum Kanal lag die Meierei
 
     
abwärts zum Kanal, unten rechts vom Weg : Hier lag die Meierei Friedenhain
Standort Friedenhain kurz vor dem (Stecknitz) Kanal
Hans Schaefer : Hier war es, hier hab ich immer Steine der alten Meierei hochgepflügt
Vielleicht finde ich noch ein paar Steine...
Da, im Gras : ein Ziegelrest
    
Auf dieser Karte "Rondeshagen 1827" ist die Meierei Friedenhain eingezeichnet

Diese Meierei war Bestandteil des Gutes Rondeshagen und ist urkundlich im Jahre 1708 erwähnt als "Rondeshagener Hollenderey". Die bisher letzte mit vorliegende Urkunde, ein Pachtvertrag, stammt aus dem Jahr 1837.

Da Friedenhain erst um 1793/95 entstanden ist, muß es vorher eine andere Holländerei gegeben haben. Wo diese nachweislich ab 1688 bestehende Holländerei aber gelegen hat bleibt bisher Spekulation. Vermutlich war diese, wie auf vielen anderen Lauenburgischen Gütern ein Gebäude/Gebäudeteil das direkt zum Gutshof gehörte. Eine Nähe zu den Viehweiden war allerdings immer von Vorteil, um den Weg zum Melken zu verkürzen. (Guido Weinberger)

Allerdings verkaufte Gutsherr Baron von Hammerstein Friedenhain an Justizrat Sponagel aus Geldnot. (Andere Quellen legen den Schluss nahe, dass Friedenhain bereits zwischen 1803 vom Gut per Verkauf getrennt wurde, durch den damaligen Besitzer von Mahrenholz an einen gewissen "Thielmann"). Von Hammerstein geriet jedoch trotzdem 1806/7 in Konkurs und Sponagel kaufte das gesamte Gut im Jahr 1817. "Friedenhain" war wieder mit Rondeshagen vereint. Die Milch wurde später zunehmend zur Krummesser Genossenschaftsmeierei geliefert, da es wirtschaftlicher war. Dies bedeutete jedoch schließlich das Aus für die Rondeshagener Meierei. Sie wurde 1844 abgerissen und die Ziegel zum Bau eines großen Wirtschafts- und Stallgebäudes auf dem eigentlichen Gutshof verwendet. Heute existiert in Rondeshagen noch die Straße "Holländerweg".

Holländerei bedeutet in Norddeutschland eine Milchwirtschaft (Meierei) oder das Gebäude, in welchem dieselbe betrieben wird. Der Leiter der Wirtschaft wird als Holländer bezeichnet. Die Bezeichnung stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert, wo sich Holländer, welche mit der Milchwirtschaft vertraut waren, mehrfach in Deutschland ansiedelten und gewisse Vorrechte als "Facharbeiter" erhielten. (Im heutigenRondeshagen existiert der Straßenname Holländer Weg (mit dem Holländerkaten, in dem die Meier des Gutes z. T. als Altenteiler wohnten )) [siehe auch den Artikel von Joachim Memmert über den Berufsstand des Holländers auf dem Gut Bliestorf]

Als Guts-Pächter der Meierei bzw. Holländerei Friedenhain kennen wir

Holländer Jacob Petersen 1688/89
Holländer Jochim Krakau 1692 - 1696
Holländer Detlef Jansen 1700/1701
Holländer ....... Lammers 1713/14
Holländer Daniel Friedrichs 1715/1716
Holländer Isebrand Lammers 1728/1729
Holländer Jochim Ernst 1740/1741
Holländer Johann Christian Lorenz Lammers 1741/1742
Holländer Otto Petersen 1752/1753
Holländer Marcus Hinrich Strickert 1760/1761
Holländer Nicolaus Hinrich Struck 1761/1766
Holländer Daniel Prätorius Jansen 1770/1773
Holländer Johann Christian Möller 1774/1783
Holländer Johann Christian Danielsen 1787/1792
Holländer Christian Matthias Thielemann 1800
Holländer Christian Friedrich Wilhelm Kruhse 1800 als Mitpächter zu Thielemann
Holländer Johann Friedrich Jansen 1801-1804
Holländer Christoph Wehde 1809
Holländer Ludwig Michelsen 1815
Holländer ..... Meyer 1816
Holländer Peter Voss 1818/19
Holländer .... Abraham 1828/29
Holländer Friedrich Jantzen 1830
Holländer Christoph Görz 1832
Holländer Joachim Wiese 1836
Aufgabe des Meierhofes Friedenhain in den Stecknitzwiesen 1844 Abriss u. Verwendung beim Bau einer Gutsscheune
Weiterexistenz einer kleinen Meierei direkt am Gut bis 1927
Die Milch wird an die Krummesser Genossen- schaftsmeierei zur Weiterverarbeitung geliefert

 

Viehregister-Auszüge aus den Jahren 1708-1728

1708 hatte die Holländerei 50 Kühe
1760 100 Kühe
1818 70 Kühe
1823 dann wieder 100 Kühe bzw. sogar 107 Kühe
1824 dann wieder 100 Kühe
1828 dann sogar 110 Kühe

 

     
 
So sah der Friedenhain-Weg um 1925 aus
 

 

Im Vertrag von 1760 erfahren wir folgende Interna

"zwischen Herrn Obrist Lieutenant von Toden  [Gutsherr] und dem Holländer Marcus Hinrich Strickert" werden Aufgaben, Rechte und Pflichten detailliert beschrieben, wie z.B.: Ihm werden 100 Stück Kühe geliefert , um 6 Koppeln zu beweiden.

"....dem Holländer wird erlaubt, 5 eigene Kühe zu halten, die zusammen mit den Hofkühen geweidet und gefüttert werden, außerdem 3 Pferde, wofür er im Winter das benötigte Stroh und 6 Fuder Heu gereicht bekommt. Es wird ihm ferner gestattet, ein Zuchtschwein und einige Gänse zu halten. Schafe zu halten ist dem Holländer gänzlich verboten."

"Zur Wohnung wird ihm das Holländer Hauß nebst Garten gelaßen."

"Zur Feuerung wird dem Holländer Holtz gegeben. Auch bekömbt derselbe ein Stück Holtz zu Böttger-Holtz, welches ihm angewiesen wird"

Als Pacht "zahlet der Holländer jährlich a Kuh 8 Rth. und zwar die Summa von 800 Rth. auf drey Termin, und allens in Lübeckischer und Dänscher grob Courant Müntze
als auf Jacobi 1760        300 Rth. [Jacobi-Tag = 25 Juli]
  "   "   Maytag 1760      200 Rth. [ 1. Mai]
  "   "   Martini 1760       300 Rth. - Summa   800 Rth [Reichstaler]"         [Martini-Tag = 11. November]  

          

"...ist der Holländer schuldig, 10 Stück Kälber aufzuziehen"           

"Verpflichtet sich der Holländer auf Feuer und Licht guhte acht zu geben, da mit durch ihm und sein Gesinde kein Schaden entstehe, auch daß an gefährlichen Örtern kein Toback geraucht werde, widrigenfals er gehalten sein soll, den darauß entsteheneden Schaden zu bezahlen."

"Unterwirft derselbe sich die hiesige Hochadeliche Jurisdiction [Gerichtsbarkeit] "

           

In einem anderen Pachtvertrag vom Jahre 1800 wird Folgendes beschrieben            

A) "verpachtet werden auf 16 Jahre von Maitag 1800 bis Maitag 1816:
            A) an Gebäuden zu Friedenheim
            1. das sogenannte Schweizerhaus
            2. das neue Viehhaus und
            3. das Nebengebäude zur Wohnung für Tagelöhner
            Zur Wohnung erhält Pächter das Schweizerhaus"           

B) die Pachtländereyen, ..., sind folgende:
a) der sogenannte Hellkrog, welchen sich Pächter zum Garten und Hofplatz auf seine Kosten einzurichten und zu befriedigen hat
28 Obstbäume ( 6 Apfel-, 11 Pflaumen-, 6 Birn-, 5 Kirschbäume)
b) sämtliche jetzt zu Friedenheim gehörige Koppeln ohne Ausnahme, nämlich  ...
c) sämtliche zum Guth Friedenheim gehörige Wiesen
... Da auch die dem Pächter obliegende Verbesserung dieser Wiesen, die Anlegung neuer tüchtiger Abzugsgräben durch dieselben bis an die Stecknitz, auch die Errichtung von Schleusen, behuef Stauung derselben erfordern mögte, so gibt Verpächter dazu die Siele und das Holz unentgeltlich her, ..
 
§ 8
Feuerung:
...wird dem Pächter die wirtschaftl. Benutzung der Knicks zugestanden, die Brachland eingrenzen.
jährlich 8 Faden Eichen oder Buchenstubben von den Stämmen zu Friedenheim auch 4/m Soden Torf, die Pächter auf eigene Kosten stechen und abfahren lassen muß.         

§ 12
Sein Korn läßt Pächter auf der Mühle zu Rondeshagen gegen gehörige Matten mahlen und muß sich zur Rondeshagener Schmiede halten, nimmt auch den nöthig habenden Branntewein von der Gutsherrschaftl. Brennerey.

§ 13 Verpflichtung, den Schornstein reinigen zu lassen"

Erläuterung: Als Reichsthaler (Abkürzung = Rthl., rthl., Thl.) wurde eine anfänglich im 16.Jh. geschaffene reale, große (grobe) Kurantmünze im Werte von 24 (Reichs-)Groschen, 32 lübischen Schillingen oder 68...72 Kreuzern bezeichnet, die sich dann später - als viele Münzstände den vorgeschriebenen Münzfuß nicht mehr so genau einhielten - zur theoretischen Rechnungsmünze entwickelte.

Die Kaufkraft des "Thalers" betrug um 1795:

 

Auszüge aus dem Artikel von Joachim Memmert (Kiel) über den Berufsstand des "Holländers" am Beispiel des Gutes Bliestorf

 

"Berufsholländer auf dem Gute Bliestorf

Seit der Besiedelung des östlichen Schleswig-Holsteins, Lauenburgs und Mecklenburgs durch Deutsche diente die Landwirtschaft der Selbstversorgung der Bewohner. Erst als nach der Entdeckung Amerikas Reichtümer in die Alte Welt kamen und die Preise für landwirtschaftliche Produkte stiegen, begannen adelige Grundbesitzer damit, ihre Flächen intensiver zu nutzen und für den Markt zu erzeugen. Sie arrondierten ihre Ländereien, um aus der Feldgemeinschaft und dem Flurzwang herauszukommen; sie vergrößerten ihre Flächen durch Rodung der noch umfangreichen Wälder, indem sie Glashütten zuließen; sie zogen wüst gewordene Hufen, deren Bewohner durch Alter, Krankheiten, Seuchen oder Unglücksfälle ihre Höfe verließen, an sich und sie nutzten später ihre Machtstellung gelegentlich aus, um bäuerliche Wirtschaften zu legen, d.h. die Gebäude niederzulegen und die Bewohner zu vertreiben oder umzusiedeln.

Auf den entstehenden Hofwirtschaften der Guts- und Meierhöfe konnten die Grundherren eine von den Hufnern weitgehend unabhängige Wirtschaft betreiben. Da es noch keine Frondienste gab, mußten die wachsenden Betriebe arbeitsextensiv genutzt werden. So kam die Gräsung und Fütterung von Ochsen auf. Die von den Bauern in den ärmeren Geestgebieten aufgezogenen Tiere wurden auf den Hofkoppeln gehalten und im Herbst auf den bekannten Ochsenwegen zu den Märkten getrieben und verkauft. Die Ochsenmast war auch insofern wirtschaftlich, weil sie es zuließ, stets nur so viele Tiere zu kaufen, wie Flächen zur Gräsung vorhanden waren. Außerdem brauchte sich der Gutsherr nicht um die Unterbringung und Fütterung in der kalten Jahreszeit Gedanken zu machen.

Dies änderte sich jedoch allmählich, als die Milchviehwirtschaft aufkam. Hierauf haben eingewanderte sachkundige Niederländer erheblichen Einfluß ausgeübt. Aus ihrer Heimat im Zuge der Gegenreformation unter den Spaniern (Herzog Alba) vertrieben oder geflüchtet, wandten sie sich in die deutschen Länder, wo sie aufgrund ihrer handwerklichen, wasserbaulichen und viehwirtschaftlichen Kenntnisse gesuchte Partner waren. Sie sollen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ins Land gekommen sein. In den Elbmarschen, in Dithmarschen und vor allem in Eiderstedt sollen sie die Kühe größerer Bauernstellen gepachtet und die Milch weiterverarbeitet haben. Erst nach 1600 breiteten sich ihre Nachkommen nach Osten aus. Dort erschienen die ersten auf den Gutshöfen, so nachweislich im Jahre 1614 auf Rundhof in Angeln, 1634 bzw. 1637 auf Koselau und Rantzau in Ostholstein und 1657 in Gereby in Schwansen. Durch ihre Tätigkeit, ihre Sprache, Sitten und Gebräuche sowie ihr Bekenntnis als Reformierte und Calvinisten bildeten sie eine zunächst eng versippte Gemeinschaft. Allmählich wurde ihre Herkunftsbezeichnung zu ihrem Berufsnamen: Sie hießen allgemein Holländer.

Unter ihrem Einfluß ging die Ochsenmast zurück und stieg die Kuhhaltung an. Dieser Übergang hatte mehrere Konsequenzen: Die Tiere mußten über Winter untergebracht und gefüttert werden, was dem Gutsherrn oblag. Daher besitzen manche Gutshöfe noch heute die große Kuhscheune, die unten dem Vieh und oben Heu und Stroh Platz bot. Die Weide- und Ackerflächen mußten auf etwa gleiche Größe geschnitten werden, damit die Herde konstante Futterverhältnisse antraf, denn sie konnte nicht beliebig vergrößert oder verkleinert werden, ohne den Ertrag zu gefährden. Die Holländer wurden zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor auf den Gütern, denn sie trugen bis zu 40 % der Einnahmen bei.

In der Regel lief der Pachtvertrag ein Jahr, von Maitag bis Maitag (1. Mai). Er konnte von beiden Seiten gekündigt, konnte aber auch (und das mitunter viele Jahre) verlängert werden. Manche Meierhöfe wurden im Ganzen verpachtet, wobei die Dauer zwischen sieben und zehn Jahren lag. Dann hieß der Pächter in der Regel Pensionär, weil er dem Gutsherrn eine feste Pachtsumme zahlte. Der Pächter war dann Acker- und Viehpächter in einer Person. Er konnte die Milchwirtschaft selbst führen oder an einen Holländer unter(after)verpachten.

Der Pachtvertrag regelte Rechte und Pflichten der Partner. Der Gutsherr stellte das Wohn- und Arbeitsgebäude, die Herde, die jährlich wechselnden Weideflächen im Zuge einer Siebenfelderwirtschaft sowie Brenn- und Nutzholz. Der Holländer wirtschaftete auf eigene Rechnung, d.h. er verkaufte seine Erzeugnisse und zahlte davon die Pacht, die pro Kopf der Herde festgelegt war. Die Pacht war in Raten i.d.R. am Maitag, zu Jacobi (24.7.) und zu Martini (11.11.) fällig. Gegen Ende des 17. Jhdts. betrug die Pacht 5 bis 7 Taler, sie stieg im Laufe des 18. Jhdts. auf 10 bis 11 Taler an. Der Holländer brachte seine Geräte, die fast alle aus Holz waren, mit. Für die Ergänzung des Bestandes an Eimern, Sieben, Bütten, Baljen, Tonnen u.v.a. sorgte er selbst oder ein Böttcher. Der Holländer stellte auch sein Personal (Mädchen, junge Frauen und Knechte) ein, das meist aus den umliegenden Gutsdörfern kam.

Der angehende Holländer erwarb seine Kenntnisse zunächst im elterlichen, später dann in einem oder mehreren fremden Betrieben. Um die Mitte des 18. Jhdts. konnten die meisten Holländersöhne lesen und schreiben. Viele arbeiteten zeitweise als Schreiber auf Gutshöfen. Während dieser Zeiten sparten sie an einem Grundstock für die erste eigene Pachtung. Holländertöchter dienten als Melkmädchen, erlernten die Hauswirtschaft und standen –wenn möglich- als Meierin dem Innenbetrieb vor. Auch sie legten Teile ihres Lohnes auf die hohe Kante. Mit 25 Jahren wurde der junge Mann geschäftsfähig, hatte oder suchte sich eine Braut und sah sich nach einer eigenen Stelle um. Diese war gewöhnlich eher bescheiden, aber doch mit mindestens 50 Milchkühen so groß, daß das Paar davon leben und expandieren konnte. Man rechnete 1 ½ bis 2 Tonnen Weidefläche für eine Kuh.  Heute entsprechen 2 Tonnen etwa einem Hektar Land. Die Kopfzahl der Herden richtete sich nach der Größe des Gutes. Die meisten Betriebe konnten 100 bis 200 Tiere ernähren. Es gab aber auch Herden von 450, 500, ja 600 Köpfen.

Der Holländer war für den Außenbetrieb zuständig, seine Frau für alles, was im und um das Haus geschah. Er verhandelte mit dem Verpächter, dem Verwalter, dem Butter- und Käsehändler, dem Fuhrmann usw., er beaufsichtigte das Melken und den Transport der Milch, er betreute die Herde, wobei er vom Holländerknecht und ggfs. Hirten unterstützt wurde. Die Holländerin stand dem Innenbetrieb vor, führte den Milch-, Butter- und Käsekeller, rahmte die Sahne ab und beaufsichtigte das Buttern, das Käsen, die Küche und das Reinigen der Gerätschaften. Nicht zuletzt war sie Ehefrau und Mutter, was sie bei einer Geburtenfolge von etwa 2 bis 3 Jahren allein schon ausfüllen konnte.

Im Sommer und Herbst, wenn der Milchertrag am höchsten war, wurden alle Hände gebraucht. Zum Melken ging es früh um 4 Uhr heraus, damit die Milch noch vor der Tageswärme in den kühlen Milchkeller kam. Am Nachmittag wurde ein zweites Mal gemolken, dann hieß es, alle Vorbereitungen für den nächsten Tag zu treffen. Danach brauchte jedermann Ruhe, denn die Tiere gaben alltags und sonntags den Rhythmus vor. Erst nach dem Aufstallen der Kühe kehrte mehr Ruhe ein.

Die erheblichen Anstrengungen, die eine Holländerei erforderte, zahlten sich in vielen Fällen aus. Sofern nicht kriegerische Handlungen, Dürren oder Überschwemmungen, Tierseuchen eintraten oder Krankheiten und Tod die Familie heimsuchten, hatten die Holländer ein gutes Auskommen. Ihre hervorgehobene Stellung veranlaßte viele Pastoren, ihnen in ihren Kirchenbüchern die Anrede „Herr“ oder „Frau“ voranzustellen, die sonst nur den gehobenen Ständen zukam. Der wirtschaftliche Erfolg hing wie überall von geringerer oder größerer Tüchtigkeit ab, auch vom Kapitalbesitz (vom Holländervater oder der Mitgift der Holländerin). So sind einerseits Holländer als Hypotheken- und Kommunalgläubiger bekannt geworden, einige waren sogar in der Lage um 1800 Meyerhöfe zu erwerben, andererseits kommen Holländer auch als Vergleichs- und Konkursschuldner vor.

Die Milchkühe standen etwa 10 Jahr in der Herde. Mit drei Jahren kalbten sie zum ersten Mal. Jedes Jahr wurde ein Zehntel der Herde ausgeschossen, d.h. aus der Herde ausgesondert, meist wohl geschlachtet, und durch junge Tiere ersetzt. Erstaunlich für uns ist, daß die Holländer keine Tierzucht betrieben, sich also nicht um eine Steigerung der Milchleistung bemühten. Vielmehr kamen die Kälber alsbald zu Bauern, die die Aufzucht versahen, und wurden später beliebig an die Güter verkauft. Der Holländer hatte auch nichts mit der Heuernte und der Winterfütterung der Herde zu tun. Da es noch keine Futterrüben oder anderes Kraftfutter gab, gab man den Tieren Heu und Stroh, solange der Vorrat reichte.

Der Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung der Holländereien lag um die Mitte des 18. Jhdts. Danach ging ihre Bedeutung zurück, weil aufgeklärte Grundbesitzer begannen, ihre Höfe aufzusiedeln und an die Hufner und ihre nachgeborenen Söhne zu vererbpachten. Auch führten Konflikte zwischen Holländern und Ackerpächtern dazu, die Führung von Meierhöfen wieder in einer Person zu vereinigen. So wurde die Zahl der Holländerbetriebe langsam weniger. Die unruhigen napoleonischen Zeiten mit Kontinentalsperre und Truppendurchzügen führten zu manchem Konkurs von Gutsbesitzern, aber auch von Holländern. Schließlich wurde die Leibeigenschaft aufgehoben, und ab der Mitte des 19. Jhdts. schlossen sich Bauern zu Meiereigenossenschaften zusammen, um mit höherem Kapitaleinsatz die schwere körperliche Arbeit zu ersetzen. Heute erinnern nur noch wenige Gebäude und einige Straßennamen an die vergangenen Holländereien.

Auf dem Gute Bliestorf waren ab 1688 [achtzehn] Holländer tätig, wobei der Nachweis nur anhand kirchlicher Unterlagen geführt werden kann, weil Akten des Gutes im Laufe der Zeit verloren gegangen oder vernichtet worden sind. Die Dauer kann jeweils für ein Jahr von Maitag bis Maitag als bewiesen gelten. Es ist aber wahrscheinlich, daß sich der Aufenthalt auf ein paar Jahre vorher oder nachher erstreckte.(Beweisbarer Zeitraum : 1665/66 - 1743)

Die auf dem Bliestorfer Grevenberg gelegene Holländerei wurde 1738 niedergelegt und mit dem im selben Jahr neu errichteten Bliestorfer „Neuen Hof“ vereinigt."

Siehe auch :

Berufsholländer auf dem Gute Bliestorf

von Joachim Memmert / Guido Weinberger

 

Der kleine Hof an der Stecknitz

Ein abseits von Rondeshagen an der Stecknitz belegener Hof wird zwischen 1750 und 1767 mehrfach im Berkenthiner Kirchenbuch erwähnt. Ab 1750 bewohnt Hans Hinrich Storm die Stelle. 1766 wird Hanß Hinr. Storm an der Stecknitz in Berkenthin begraben. Sein Nachfolger ist Hans Asmus Hormann, vermutlich der Schwiegersohn, 1767 ausdrücklich in Rondeshagen bei der Steknitz wohnend. Er stirbt 1794 als Altenteilskätner in Rondeshagen. Wovon beide lebten und warum die Kate soweit außerhalb des Dorfes lag, läßt sich nur vermuten. Vielleicht arbeiteten ihre Besitzer als „Linienzieher" (Erläuterung siehe unten) an der Stecknitz. Wahrscheinlich ist das Gebäude nach dem Tode Hormanns 1794 abgerissen und an seiner Stelle ein repräsentativer Neubau errichtet worden. Die Wahl des so poetisch klingenden Namens paßt jedenfalls sehr gut in die damalige Zeit. Denn Friedenhain, ein Hain des Friedens also, spricht von Zuflucht, von Friedenssehnsucht seines Erbauers.

Man denke nur an die eingangs gestreiften Greuel der Revolutionsjahre, aber auch an die Revolutionskriege, die 1792 begannen. Der preußische Kämmerer v. Hahn, der Rondeshagen 1793 erwarb, wird sich etwas bei der Namensgebung gedacht haben, schließlich kämpfte Preußen seit einem Jahr an der Seite Österreichs im Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich. Im September 1792 mußten die Preußen sich nach der Kanonade von Valmy zunächst zurückziehen. Mit Kriegseintritt Großbritanniens im Februar 1793 ging die Sache auch die Hannoveraner und die Lauenburger an. An Frieden war noch lange nicht zu denken.

Der kleine Eintrag im Berkenthiner Kirchenbuch liefert uns somit drei historische Nachrichten auf einmal: wir hören erstmals von einem französischen Emigranten (Baron S. de la Bouillerie).[siehe auch : Geschichte bis 1992 - Gutsherr v. Hahn], Friedenhain findet seine urkundliche Ersterwähnung, und auch die Gutsherrin v. Hahn erscheint das erste Mal als Patin. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß der Vicomte der erste Bewohner von Friedenhain gewesen ist, vielleicht erhielt es eigens zu seinen Ehren diesen Namen. Die Ruhe in seinem abgeschiedenen Hause und die idyllische Lage am Stecknitzkanal dürften sehr wohltätig und beruhigend auf die französischen Bewohner gewirkt haben. (Peter Jürs, Mannhagen))

 

Linienzieher

Die Arbeit des Linienziehers (Leinenzieher) war begehrt, da sie ein Zubrot zum sonstigen Einkommen der Dorfbewohner wurde. Nach und nach entstanden an den Ufern Trampelpfade bzw. Treidelwege und die Einwohner der am Ufer liegenden Ortschaften stritten oft darum, welche Treidelmannschaft die Schiffe jeweils ziehen durfte.