Die Gemeinde Rondeshagen
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Die Rondeshagener Wasserleiche(n)
Selbstmord im "Papierdieck" der Maria verwitwete Knusten geb. Fick"

"Gehaltenes Fahrgericht am 1ten May 1727 über die sich ertränkt habende Maria verwitwete Knusten geb. Fick"

Gegenstand der Untersuchung ist der vermutete Freitod einer Frau "..mit Nahmen Maria Ficken, Witwe Knusten, [die] ins Waßer gesprungen [ist] und ertrunken, gestern aber erstlich gefunden"

Die Gutsherrin Frau von Toden, hat trotz der dem Gut allein zustehende Gerichtsbarkeit einen offizeillen Richter (Notar) dazu gebeten , der sein Amt im sog. Fahrgericht ausübt (mobiles Gericht). Der Richter hatte sich den Ort des Geschehens, dem Papierdieck, angesehen. Dort war Maria Ficken gefunden worden: "den ertrunkenen Körper und mit einem weißen Tuche verbundenen Augen"

Es kommt zur Zeugenvernehmung

1. der 50-jährige Jochim Wehrt, Schwager der Toten sagt aus, "daß er, am verwichenen grünen donnerstage, alß den 10. April, mit seiner Schwiegerin, so bey ihm zu Hause gewesen, nach der Kirchen gehen wollen, weil er aber seine Handschu nicht sobald finden können, wäre die ertrunkene vorweg gegangen. Als er nachgekommen, hätte er sie anfangs zwar von Ferne, nachhero aber nicht weiter, weil sie hinter einen Berg gekommen, gesehen, und sey der Meinung gewesen, daß sie stärker [schneller] als er, und also vorweg nach der Kirchen gegangen: Als er aber dieselbe in der Kirchen nicht gesehen, wäre er auf die Gedancken gekommen, daß sie zu ihrem Bruder nach Hollenbeck gegangen und als sie den andern und den dritten Tag nicht wiedergekommen, hätten sie weiter umbgefraget, und endlich von einem Arbeitsmann nahmens Gödert Seeman, die Nachricht erhalten, daß er deßelben Morgens, wie noch zur Kirchen geläutet worden, etwas Weißes auf dem Papierdiek treiben gesehen. Worauf sie zwar danach gesuchet, aber nichts gefunden, und also in Ungewißheit geblieben, biß der Cörper vorgestern abend gefunden worden"


2. Anna Wehrten, "des vorgedachten Jochim Wehrt Ehefrau und der Ertrunkenen leibl. Schwester" bestätigt ihres Mannes Aussage und fügt hinzu, " daß die Ertrunkene schon einige Zeit [....], mit schwermütigen Gedanken gegangen [sei und ] sich auch vor etwa 6 Wochen, wohl vernehmen lassen, daß sie sich ertrinken müße. [...] Die Schwester hatte eingewandt, das auch Hunde oder Vieh, die man ins Wasser treibt, sofort wieder raus wollten. Ihre Schwester hatte geantwortet, ", daß sie solches nicht ansagen, sondern sich die augen dabey verbinden wolte, damit sie das Waßer nicht sehen möge". Die Schwester Anna ergänzte, ", daß die Ertrunkene oft wohl 3 Tage in der Melancholey so hingehen können, ohne ein Wort zu sprechen.".

Am Morgen des Todestages (Gründonnerstag), "hätte ihre Schwester noch das Frühstück gegessen, auch ihren Kindern zu eßen gegeben, und selbigen das Eßen, so sie des Mittags haben sollen, auch hingelegt." . Sie hätte " sich keine Gedanken gemacht."

3. "Getje Knusten, der ertrunkenen Tochter von 12 Jahren saget, daß ihre Mutter sich schon vorlängst vernehmen lassen, sie wolle sich ertrinken.[Die Tante] hätte sie aber gebeten, daß sie solches nicht thun mögte, und erinnert, daß sie solchen falls zur Höllen fahren würde, da sie, wann sie sonst stürbe, noch im Himmel käme. Die Mutter hätte aber wieder geantwortet: sie möchte hinkommen, wo sie wolte"

4. Asmus Knust, der ertrunkenen leibl. Sohn von 8 Jahren: die Mutter hätte ihm, am grünen donnerstage, den Schlüssel zur Lade gegeben und gesagt: Er solte solchen an seiner Schwester Getje geben und ihr sagen, daß sie nicht alleine bey der Lade gehen, sondern ihre Großmutter mit dazunehmen mögte, er hätte aber nicht gedacht, daß sie den gedancken hätte, sich zu ertrinken.

5. Jochim Ficke sen. der ertrunkenen Vater, von 76 und
6. Jochim Ficke jun. deßen Sohn von 34 Jahren,
sagten aus, daß sie vorgestern abend umb 6 Uhr, die Ertrunkene aus dem Papierdieck gezogen, sie hätte die Augen, mit einem Tuch verbunden gehabt, doch hätte man die Augen ein wenig unter dem Tuch hervor sehen können.

Auff diese geschehene Befragung wurden auch alle umbstehende, sowohl Rondeshagener als andere Leute ... befraget, ob es aus ihrer Sicht Anhaltspunkte dafür gäbe, daß Maria Fick nicht Selbstmord begangen hat. Dieses wurde von allen verneint.


Herr Thomas von Wickede, Erbherr auf Bliestorff, spricht daraufhin folgendes Urteil:
... daß Maria Ficken vorsetzlicher Weise, aus melancholischer Schwermütigkeit und Mißmuth ins Waßer gesprungen und sich ertrunken, also an ihrem Tod selber Schuld sey.
... daß der ertrunkenen Anverwandte den Herrn Pastor zu Berkenthin, ob er den Cörper auf dem Kirchhoff, ohne Ceremonie, an einer Abseiten hinlegen laßen wolle, und auf den Fall, da derselbe solches nicht zugeben wolte, selbigen auf der Stelle, wo er aus dem Teich gezogen, eingraben können.
"

 

   

Über den Tod durch Ertrinken des 12-jährigen Jochim Hinrich Baumann im Wasserloch "Krüh" im Jahr 1810

Aus den Gerichtsakten 1810

29.08.1810
... als dem Gerichte gestern abend die Anzeige geschehen, daß der 12jährige Knabe des Altentheilers Baumann hirselbst, namens Jochim Hinrich Baumann in der auf der kl. Krühe befindlichen Waßerkuhle verunglückt sey, und eine Besichtigung des Körpers vorzunehmen beliebt war.
Untersuchung durch den Landchirurgus Waechter:
Leiche ist wohlgenährt und von gutem Körperbau, in ein Hemd gekleidet. ... fand das Gesicht des Verstorbenen blaulich und aufgedunsen, vor der Nase stand und aus derselben floß Schaum, aus dem Munde quoll schwarz Blut, die Zunge war zwischen die Zähne gebissen, die linke Schlafgegend, so wie das linke Ohr waren mit Lehm überzogen. Es fand sich nirgends die geringste Spur einer erlittenen Gewalt.
Bei Untersuchung des Körpers floß noch viel Waßer aus dem Munde. Das aufgedunsene blaue Gesicht und das schäumende Wasser unter der Nase geben sonach zu erkennen, daß der Knabe in Verbindung mit den bekannten Umständen im Wasser eines epicleptischen Todes gestorben sey.

Hiernächst begab man sich nach der etwa 30 Fuß [ 1 Fuß = 32 cm - also eine über 9 Meter Tiefe Tonkuhle] tiefen Waßer Kuhle auf der kleinen Krüh, und fand alda am Eingang der Kuhle im Wasser die Fußstapfen dieses baarfuß gegangenen Knaben, welcher vermutlich alda trinken wollen, nachdem er aber im Lehm ausgegleitet, mit einmal in die Tiefe versunken und bei gänzlich steilem Ufer sich ohnmöglich retten können.

 

Tod durch Ertrinken in der Stecknitz 1701

Aus dem Archiv Hansesstadt Lübeck / Altes Senatsarchiv Externa Lauenburg Nr. 2258

"Untersuchung des Todes des lüneburgischen Soldaten Johan Adam Fischer durch Ertrinken in der Stecknitz infolge seiner Flucht vor den Bewohnern von Rondeshagen nach Einbruch in das Haus des Melchior Tappendörff in Rondeshagen und versuchter Zwangsrekrutierung dessen Sohnes. 1701"