Die Gemeinde Rondeshagen
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Torfstechen für Brennmaterial in Rondeshagen
 
Die 14 Kästchen am rechten Rand des Bildes stellen die Stellen des Torfabbaus in den Stecknitzwiesen in Rondeshagen dar (im Jahr 1881)

Am 11. April  1786 wurde das  „Dienst-Reglement der Rondeshagener Untertanen“ durch die Verwalter des Gutes Rondeshagen im Namen der Familie von Thode per Verlesen erlassen. Dort wurden die Pflichten, aber auch die Rechte der Gutspächter (Hufner und Käthner) festgeschrieben. Dazu gehörte auch, das Recht, im sogenanten "Kleinen Moor" in Verlängerung des heutigen Ringreiterwegs - rechts - Torf zu stechen. Zur Befeuerung erhielten Hufner jährlich 6000 Stück Torf, Käthner 4000 Stück Torf, das in den vergangenen Jahrhunderten in Rondeshagen neben Stubben und Knickholz das Hauptbrennmaterial zum winterlichen Heizen waren.

Im Pachtvertrag mit dem Dorfschmied 1776 hieß es: "bekombt derselbe zur Feuerung jährlich Vier Tausend [Stück] Torff" . Im Jahr 1800 erhielt der Pächter der Meierei Friedenhain zugestanden : "auch 4/m Soden Torf, die Pächter auf eigene Kosten stechen und abfahren lassen muß."         

Torf war neben Holz im Mittelalter bis ins 19./20. Jahrhundert auf dem Lande das Hauptbrennmaterial, das in den vielen kleinen und großen Mooren vor Ort verfügbar war, so auch in Rondeshagen. Allein fünf Flurnamen beziehen sich auf "Moor" in den Rondeshagener Stecknitz-/Kanalwiesen: Großer Moorbrok, Anteilsmoor, Bültenmoor, Moorkoppel und Theilmoor.

Weitere Nutzung von Torf : Torfmoos wurde zur Papierherstellung genutzt (siehe auch die Papiermühle in Rondeshagen), Torfabfälle wurden Paraffinkerzen zugesetzt.

Torfstechen war harte Knochenarbeit. Dafür waren mindestens 4-5 Torfstecher vonnöten, die gemeinsam arbeiteten. Oft packte die ganze Familie mit an – natürlich auch die Kinder! Zuerst wurde die oberste Schicht, die „Bunkerde“, „abgebunkt“, dann stach der auf der Moorkante stehende Mann mit dem „Sticker“ den Torf senkrecht in gleichmäßige, ziegelsteingroße Stücke, die Soden. Ein zweiter Mann, der im Pütt (Graben) stand, trennte mit einem „Tweekrieger“, einem besonderen Spaten, je zwei dieser Stücke horizontal ab und legte sie ab, wo dann meist die Frau die Stücke mit einer Setfork, einer Forke, auf Torfkarren lud. Der „Kröder“ (oft waren das die Kinder) zog die Karren dann zum Trockenplatz, wo die Soden zum Trocknen ausgebreitet wurden. Waren die Stücke von außen getrocknet, wurden sie zu Torfstapeln, den sogenannten „Stuken“ aufgestapelt, denn so konnten sie richtig gut durchtrocknen. Im Spätherbst wurde der Torf in die Torfschuppen, die Torfbülten, gebracht, wo er vollständig trocknen konnte. Der wertvolle Schwarztorf (auch in Rondeshagen) hatte den höchsten Brennwert. Sein Abbau war ausgesprochen "modderig", weil ihn die Torfstecher in halbflüssigem Zustand aus metertiefen Kuhlen heben mussten. Auf dem Trockenplatz wurde der schwarze Matsch eben verteilt und "gepettet" (festes Trampeln mit Holzschuhen, Kinder bloßfüßig). Wenn die meiste Flüssigkeit herausgepresst war, blieb die Masse zum Trocknen liegen. Später schnitt man sie in Streifen, aus denen Soden geformt wurden

 
 
 
Torfstecher bei der Arbeit