Die Gemeinde Rondeshagen
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Rondeshagen im Jahre 1908

Quelle : Topographie des Herzogtum Holstein, Band I, Kiel 1908 von Hennig Olsekop

Der Originaltext

„Rondeshagen, adliges Gut im Amtsbezirk Bliestorf, 13 km nw. von Ratzeburg, 14 km südwestlich von Lübeck, am Landweg von Klein Berkenthin nach Bliestorf.

H i s t o r i s c h e s : Rondeshagen, vormals Rondingshagen ist ein altes Allodialgut.

Erläuterung : Allod (mittellateinisch Allod oder Allodium) bezeichnet im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Recht einen Besitz (fast immer Land oder ein städtisches Grundstück), dessen Eigentümer darüber frei verfügen konnte. Der Besitz war nicht gebunden an irgendwelche Leistungen bzw. Verpflichtungen des Inhabers gegenüber anderen Personen. Ein Allod konnte gemäß dem landesüblichen Recht frei vererbt werden.

Gehörte vormals zu den zahlreichen Besitzungen der Familie von Crummesse im nördlichen Lauenburg und wurde von derselben an das Lübecker Patriziergeschlecht Crispin verkauft. Von ihr erbte es die Familie v. Darsow und 1497 besaß es der Lübecker Ratsherr H..von Wickede auf Bliestorf, der 1501 starb. Der Schwiegersohn Marcus von Tode erbte das Gut und es blieb in dessen Familie bis zum 1788 erfolgendem Ableben der Witwe des Obersten von Tode; 1789 Pauly. Spätere Besitzer waren v. Hahn, 17898 v. Westphalen, 1802 v. Mahrenholz. 1802 wurde der Meierhof  Groß Weeden abgetrennt und verkauft. 1803 Baron von Hammerstein, welcher 1817 nördlich vom Haupthof den Meierhof Friedenhain! anlegte und an Sponagel verkaufte; von Hammerstein geriet in Konkurs und es folgte im Besitz, der vorhin genannte Sponagel, welcher Friedenhain wieder mit Rondeshagen vereinigte. 1832 Landrat E.B. von Schrader auf Kulpin V 1872, dann von Schraders Erben, jetzt (1908 und früher) Fräulein Louise von Schrader.

Jetziges Areal : 324 ha, davon Wiesen 22 ha, Hölzung 50 ha, 6987 M.R. (Geld ?Ertrag in Mark ? Steuern ?), durchschnittlich vom ha Acker 21,84 M., Wiesen 30,39, Hölzung 18,26 M.

Der Gutshof ist etwa 1 km vom Elb-Travekanal entfernt und grenzt im N. an lübecksches Gebiet. Das ziemlich große Dorf Rondeshagen welches östlich unmittelbar nahe liegt hat früher zum Gut gehört, wurde 1798 in Erbpacht gelegt und kam 1875 zur Ablösung. (Diese erlaubte   den   Bauern, die verschiedenen Abgaben und Dienste durch hohe einmalige Geldzahlungen abzulösen.)

Die Gutsländereien sind durch Areal der Gemeinde in 2 Hälften geteilt. Sie sind an H. Scharbau verpachtet. Der Acker ist teils schwerer Lehm, teils Sandboden, einige Koppeln heißen : Krüh, Radelandskoppel, Ketelsberg, Pferdekoppel, Kirschfeld (Lemschläge), Krummlande, Heidekoppel, Mühlenkoppel, Lilienkoppel, Große Koppel (Sandschläge). Wiesen sind trockene Moorwiesen. Die Hölzung von 50 ha ist vorwiegend Nadelholz, kleinere Flächen Buchen und Eichen; sie liegen in mehreren Komplexen und befinden sich in Selbstbewirtschaftung.

Der Gutshof ist ziemlich geräumig angelegt: das Wohnhaus ein geräumiger Ziegelbau mit 2 Flügeln, Turm und Ziegeldach. Die Zeit der Erbauung ist unbekannt (stimmt nicht) , da das Gutsarchiv in den Kriegsjahren 1813 und 1814 vernichtet wurde. Der Park mit Gemüsegarten ist mehrere Tonnen groß. Wirtschaftsgebäude in gutem Zustande: 1 Viehhaus, 1 Pferdestall, ein Schafstall, ein Schweinestall,  2 Kornscheunen und kleinere Gebäude. Meierei vorhanden (Friedenhain) , die Milch wird aber nach der Krummesser Genossenschaftsmeierei geliefert. 4 Arbeiterhäuser mit 14 Wohnungen. Schmiede mit Gastwirtschaft und Krämerei.

  • Katenstelle von 15 ha neben der Schmiede, Eigentümer Kaufmann Severin, Hamburg. Anbauer (Kleinbauer) Rothe
  • .Gemeindevorsteher: Halbhufner A. Dohrendorf.
  • Jetzt (1908) 1 Halbhufe von 40 ha, 522 M. , A. Dohrendorf. Viertelhufner
  • und Käthner H. Baumann 30 ha, 370 M
  • Mühlenbesitzer, Käthner und Bäcker W. Stübe (s. Bildaufschrift) zu Drögenmühle 1 km südlich , 10 ha, 90 M
  • 21 Anbauer mit Gartenland
  • Einklassige Schule
  • Die Ländereien sind größtenteils Sandboden.